Wir freuen uns, in der neuen Ausgabe 48 (2025) der Zeitschrift Berufs- und Wirtschaftspädagogik online (bwp@), welche sich dem Thema „Berufliche und Betriebliche Weiterbildung“ widmet, mit zwei Artikeln vertreten zu sein. Zudem freuen wir uns in diesem Zusammenhang über die wertvolle Kooperation zwischen dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU).

https://www.bwpat.de/ausgabe/48

Theorien der betrieblichen Weiterbildung: Heterogene Gegenstandsbestimmungen und interdisziplinäre Diskurse

Der Beitrag greift die Problematik auf, dass der Gegenstand ‚betriebliche Weiterbildung‘ durch eine Vielzahl von Theorien aus unterschiedlichen pädagogischen Teildisziplinen (nämlich Erwachsenenbildung/Weiterbildung, Betriebspädagogik, Organisationspädagogik und Berufs- und Wirtschaftspädagogik) sowie auch aus nicht-pädagogischen Disziplinen (z.B. Betriebswirtschaftslehre, Industrie- und Arbeitssoziologie) bestimmt wird und sich dadurch die Gegenstandsbestimmungen teilweise stark unterscheiden. Die vorliegenden Theorieangebote werden rekonstruiert, systematisiert und im Hinblick auf ihre Brauchbarkeit für eine Gegenstandsbestimmung kritisch beurteilt. Bisher fehlt eine Systematisierung, welche sowohl die in der Pädagogik als auch die in nicht-pädagogischen Disziplinen entwickelten Theorien der betrieblichen Weiterbildung berücksichtigt. Die Theoriesystematisierung erfolgt zum einen auf der Grundlage verschiedener, aus der wissenschaftlichen Literatur zu Theorien der Erwachsenbildung/Weiterbildung gewonnener Ordnungsdimensionen, und zwar außerdisziplinär/innerdisziplinär, Beobachtungsperspektive/Handlungsperspektive und Makroebene/Mesoebene/Mikroebene. Zum anderen werden für die betriebliche Weiterbildung spezifische Ordnungsdimensionen herangezogen, nämlich Verständnis des institutionellen Kontexts Betrieb, erkenntnisleitende Fragestellung und Verständnis der Aufgaben des pädagogischen Personals; diese Ordnungsdimensionen haben bisherige Systematisierungen von Theorien der betrieblichen Weiterbildung nicht genutzt. Eine Bestimmung der Stärken und Schwächen der einzelnen Theorien bzw. Theorierichtungen, d.h. eine Theoriebeurteilung, kann hier nur in ersten Ansätzen erfolgen. Für deren Beurteilung – so wird argumentiert – ist eine metatheoretische Position sinnvoll, welche die heterogenen Ansätze mit ihren jeweiligen Erklärungsansprüchen zu berücksichtigen und zu würdigen erlaubt. Durch eine solche „meta-reflexive“ Position bietet sich auch die Möglichkeit, bestehende Spannungsverhältnisse (etwa von pädagogischer und betrieblicher Logik) theoretisch bearbeitbar zu halten, statt in unversöhnlichen Kontroversen zu verharren oder – in Form von Versuchen der Theorieintegration – Konvergenz vorauszusetzen. Metatheoretische Bezugspunkte sind vor allem die meta-reflexiven Perspektiven von Cramer im Kontext der Lehrerbildung sowie von Schimank und Anicker im Rahmen der Soziologie. Ein Ziel des Beitrags ist es auch, die bisher nur unzureichend in Gang gekommene Diskussion von Theorien der betrieblichen Weiterbildung anzuregen.

Die Vielfalt der Aufgaben des betrieblichen Weiterbildungspersonals. Eine empirische Analyse der Aufgabenspezifik

Der Beitrag knüpft an die Diskussionen um das betriebliche Bildungspersonal in der Berufsbildungsforschung an und rückt dabei das bisher kaum erforschte betriebliche Weiterbildungspersonal in den Vordergrund. Bisher liegen zwar einige theoretische Differenzierungen von Aufgaben und Handlungsformen des betrieblichen Weiterbildungspersonals vor, aber es fehlen empirische Untersuchungen hierzu. Ergebnisse einer empirischen Analyse der Aufgaben des betrieblichen Weiterbildungspersonals werden dargestellt, wobei die komparative pädagogische Berufsgruppenforschung der zentrale theoretische Bezugspunkt ist. Die Ergebnisse zeigen, dass deren Aufgaben vielfältig und komplex, teilweise auch organisationsspezifisch, sind. Sie zeigen zudem, dass sich deren Aufgaben von den Aufgaben des Bildungspersonals in anderen pädagogischen Handlungsfeldern unterscheiden, d. h. eine Aufgabenspezifik vorliegt. Die vorgestellte Forschung kann also mit Daten zur betrieblichen Weiterbildung dazu beitragen, die eher allgemeinpädagogische Frage zu klären, inwieweit pädagogische Aufgaben und Handlungsformen handlungsfeldspezifisch sind oder handlungsfeldübergreifend gelten.