Pädagogik im Betrieb. Deklamatorische Theorie und ambivalente Praxis (2024) Edition Forschung. Klinkhardt. Bad Heilbrunn
https://www.klinkhardt.de/verlagsprogramm/2630.html
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Der Gegenstand Pädagogik im Betrieb liegt an einem Kreuzungspunkt verschiedener Themenstränge: vor allem Disziplin vs. Profession und Theorie vs. Praxis. Zudem unterliegt er einem interdisziplinären Zugriff im Kontext von Arbeit, Beruf und betrieblicher Organisation. Dabei stellt die Betriebspädagogik als Teildisziplin der Erziehungswissenschaft, die sich auf ein Feld der pädagogischen Praxis in Organisationen des gesellschaftlichen Teilsystems der Wirtschaft bezieht, eine spezifische Perspektive dar. Aufgrund dieser vielfältigen Merkmale bilden “Pädagogik im Betrieb“, wie auch die “Betriebspädagogik“ deutungsbedürftige Kategorien.
Die vorliegende Studie analysiert in Teil Eins theoretische Perspektiven zu Pädagogik im Betrieb: Diese lassen sich einerseits durch unterschiedliche disziplinäre Zugriffe (bspw. Betriebswirtschaftslehre, Soziologie) und andererseits durch eine Vielfalt an sozial- und erziehungswissenschaftlichen Rekonstruktionen und pädagogischen Legitimationen (etwa durch Erwachsenenbildung, Berufspädagogik, erwachsenenpädagogische Organisationsforschung) charakterisieren. Hierbei werden die Perspektiven der Theoriebildung systematisierend rekonstruiert und auf ihre Brauchbarkeit für eine Gegenstandsbestimmung der Praxis im institutionellen Kontext Betrieb hin geprüft. Vor allem wird die Frage zu klären versucht, was die Betriebspädagogik auszeichnet bzw. was sie als etwas Besonderes markiert.
Zum anderen erfolgt in Teil Zwei eine für die Gegenstandsbestimmung notwendige empirische Analyse, welche das Erscheinungsbild der Handlungsformen von Pädagogik im Betrieb differenziert offenlegt. Dieses Erscheinungsbild konstituiert sich hochgradig organisationsspezifisch und stellt somit kein monolithisches Gebilde dar. Vielmehr ist die aufgabenspezifische Ausgestaltung Ergebnis komplexer Aushandlungsprozesse beteiligter Akteure im institutionellen Kontext der Organisation. D. h., es wird nicht Prämissen gefolgt, die aus anderen Referenzbereichen entstammen, wie Bildungspolitik, Wissenschaft und Öffentlichkeit, sondern es zeigt sich eine Rekontextualisierung auf mehreren Ebenen in der Logik und den (Handlungs-)Bedingungen der Organisation.
Die gewonnenen empirischen Einsichten in den institutionellen Kontext Pädagogik im Betrieb erlauben eine differenzierte Bestimmung des Gegenstandes inkl. seiner Begrenzungen in bestehenden theoretischen Rekonstruktionen und Legitimationen.