Im Rahmen der Lehrveranstaltung +Arbeitsorientierte Weiterbildung+ der Berufspädagogik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) besuchten wir im Januar das Bildungszentrum der IHK Karlsruhe. Die Abt. Berufspädagogik und das Bildungszentrum sowie die IHK verbindet eine lange Tradition der Zusammenarbeit in Lehre und Forschung.

Das IHK Bildungszentrum Karlsruhe ist eine gGmbH und 100%ige Tochter der IHK Karlsruhe und seit 1978 das Kompetenzzentrum rund um berufliche Aus- und Weiterbildung in der Technologieregion Karlsruhe. Das Bildungszentrum ist mit ca. 3.500 Teilnehmern im Jahr der starke Partner in der Weiterbildung von Fach- und Führungskräften der regionalen Wirtschaft. Mit über 300 Fachdozent*innen aus der Praxis wird Expertenwissen aus sämtlichen Branchen bedarfsgerecht, praxisnah und am Puls der Zeit angeboten.

Weiterbildung kann nicht als ein monolithisches Ganzes – wie dies bisweilen die (bildungs-)politische Perspektive suggeriert – verstanden werden. Vielmehr verweist der Begriff auf unterschiedliche Formen von Lernprozessen Erwachsener und auf divergente Funktionsbezüge. Weiterbildung ist aus der Perspektive dieser Funktionsbezüge, d.h. ihrer institutionellen Kontexte zu rekonstruieren. Diese Reproduktionskontexte bilden eigene Sphären, in welchen je gesehene Bedingungen und Möglichkeiten von involvierten Akteuren gedeutet und handlungsinstruktiv interpretiert bzw. rekontextualisiert werden. Das Handeln der Akteure in diesen unterschiedlichen Kontexten erfolgt auf der Grundlage je spezifischer institutioneller Reglements. D.h. unterschiedliche institutionelle Träger von Weiterbildung – von gewerkschaftlichen, kirchlichen, politischen, öffentlichen, privaten und am Markt als Dienstleister operierenden – lassen sich rekonstruieren. Aus diesen unterschiedlichen Kontexturen erwachsen spezifische Konfigurationen.

Die bedeutsamsten Formen arbeits(-markt)orientierter Weiterbildung bilden die betriebliche Weiterbildung und die berufliche Fortbildung. Beide Formen korrespondieren mit unterschiedlichen (Reproduktions- )Kontexten von Weiterbildung, beide Formen werden bisweilen von unterschiedlichen Trägern und Organisationen bedient, teils initiiert und organisiert. Es stellt sich die Frage nach Einheit und nach Differenz, wie auch welche spezifischen Handlungslogiken und Rationalitäten sich in beiden Formen jeweils Ausdruck verschaffen. Verweist die berufliche Fortbildung tendenziell auf einen Subjektbezug mit Fokus auf Strukturierung des Lebenslaufes (Arbeitsmarkt- und Beschäftigungsfähigkeit), so verweist die betriebliche Weiterbildung auf einen Organisationsbezug mit Fokus auf die Reproduktion der Organisation durch Personal (Wettbewerbsfähigkeit).

Wir bekamen Einblicke in die Programmplanung und das spezifische Programmplanungshandeln. Programmplanungshandeln kann als das Ergebnis komplexer Aushandlungs- und Bedeutungszuschreibungsprozesse innerhalb eines institutionellen Settings als spezifischer Kontext und innerhalb einer bestimmten Zeit gesehen werden. Die ›Durchführung‹ bzw. ›Realisierung‹ von Programmplanung und Programmplanungshandeln lässt sich auf verschiedenen Ebenen differenzieren: einer Umweltsphäre mit Einflüssen (Makroebene), einer intermediären Organisationssphäre mit Akteurskonstellationen mit Aushandlungsprozessen der Sinn- und Bedeutungszuschreibung (Mesoebene) und einer Handlungssphäre mit spezifischen Aufgaben (Mikroebene). Die Analyse der Programmplanung und des Programm-planungshandeln eröffnet einen Blick auf die Konstitutionsbedingungen arbeits(-markt)orientierter Weiterbildung, ihrer divergenten Interessenstrukturen, Inhaltsbereichen und Adressatengruppen.

Vielen Dank, insb. an Marina Keppler (Bereichsleitung Vertrieb, Produkt, Marketing) für den interessanten und kurzweiligen Tag im Bildungszentrum!

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