Im Februar besuchten Kolleginnen und Kollegen der Berufspädagogik am KIT die Lernfabrik der Gottlieb Daimler Schule in Sindelfingen und Böblingen.

Im Rahmen des Forschungsaufenthalts vor Ort stand ein Einblick in das Konzept und ein relationierender Vergleich mit anderen Lernfabriken bzw. Konzepten auf der Agenda.

Lernfabriken bilden einen spezifischen „Lernraum“ – quer zu den Lernorten Betrieb und Berufsschule im Kontext der dualen Berufsbildung. Die Einführung und Umsetzung stellt eine Reaktion auf die aktuellen technologischen Entwicklungen – etwa Industrie 4.0 bis hin zu künstlicher Intelligenz – dar (vgl. Faßhauer/Wilbers/Windelband 2021). Aufgrund ihrer Nähe zu realen beruflichen Arbeitsaufgaben haben gerade Lehr-Lern-Arrangements in Lernfabriken das Potenzial, die Lücke zwischen grundlegendem theorie- und praxisgebundenem Fachwissen (teilweise sogar Erfahrungswissen) zu verkleinern. Ziel der beruflichen Lernfabriken ist es dabei, die Lernenden zum kompetenten beruflichen Arbeitshandeln in komplexen Zusammenhängen zu befähigen sowie arbeitsprozessbezogene Aufgaben in einer vernetzten Produktion bzw. entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu simulieren. In einigen Lernfabriken lassen sich Ansätze erkennen, welche explizit die Verknüpfung unterschiedlicher Berufe bzw. eine berufsübergreifende Zusammenarbeit im Hinblick auf den gesamten Weretschöpfungsprozess fokussieren.

Dies stellt Berufsschulen vor beträchtliche Herausforderungen, welche sich als Rekontextualisierungsleistungen auf mehreren Ebenen beschreiben lassen und am Kreuzungspunkt von Organisation und Institution zu verorten sind. Einerseits sind aus der Umwelt entstammende Konzepte und Diskurse zum Gegenstand ´Lernfabrik´ in der Logik und den (Handlungs-)Bedingungen der Organisation zu rekontextualisieren. Hier verschaffen sich komplexe Aushandlungsprozesse und  interessengeleitete Akteurskonstellationen Ausdruck, die auf eine organisationsspezifische Bedeutungszuschreibung hinweisen. Anderereseits sind die Akteure innerhalb der Organisation angehalten eine Zusammenarbeit zwischen den Lehrkräften, mit Lehrkräften anderer Schulen (etwa Kaufmännische Schulen) sowie zwischen Abteilungen (etwa Metall- und Elektro) zu bedienen. Hinzu kommt die (Lernort-)Kooperation mit den Betrieben bzw. Unternehmen der Region als duale Partner im Kontext der Berufsbildung.

https://www.lernfabrik-4-gottlieb-daimler-schulen.de/