Gegenwelten stellen keine Parallelwelten oder Ersatzrealitäten dar, sondern oftmals miteinander korrespondierende Konstrukte. Gegenwelten berühren und irritieren sich gerade dann, wenn sie sich voneinander unterscheiden; so bspw. auch bzgl. der Welt der (Berufs-)Pädagogik und der Welt des Weinbaus. Und gerade die Differenz ist die Bedingtheit dafür, dass sich das Eine jeweils als Referenz für das Andere wahrnehmen kann, – wenn es sich jeweils darauf einlässt! Und Weinbauwelten eröffnen zudem einen Ruhepol – und bilden gleichsam eine Differenz zu bisweilen stürmischen Kontexten in Uniwelten.

Im Januar 2022 durfte ich beim Rückschnitt der Weinreben und dem Einbringen in die sog. Erziehungsanlagen – was in Winzerkreisen auch als „Anbinden“ bezeichnet wird (Bild unten links) – mitwirken. Die Pflege wie Rebschnittmaßnahmen (Rückschnitt im Winter, Sommerschnitt, Laubarbeiten) und Erziehung hängen eng mit der Anbaueignung der jeweiligen Rebsorten zusammen. Auch wenn die Arbeit des Winzers keine personenbezogene Handlung wie die eines Ausbilders oder betrieblichen Weiterbildners darstellt, so konstituieren strukturelle Antinomien ebenfalls paradoxe Handlungsanforderungen für den Winzer: Bei allen Erziehungssystemen ist man bestrebt, einerseits eine möglichst gute Laubwandstruktur zur Sicherung der Qualität und Quantität und andererseits arbeitswirtschaftliche Vorteile zu erreichen, die mit dem späteren Ernteverfahren (Handlese und maschinelle Lese) korrespondieren. Da die Rebe zur Gattung der rankende Pflanzen gehört, benötigt sie eine ständige Unterstützung des einjährigen und des mehrjährigen Holzes, um den Rebstock im System der gewählten Erziehung zu halten. Ein universelles (Regel-)Wissen ist einerseits in Relation zu bringen zu situativen und spezifischen Gegebenheiten, wie sie sich durch die individuelle Rebsorte, die Lage und die avisierter Zielsetzung (Qualität vs. Quantität) ergeben. Und noch ein Bezug besteht zur Berufspädagogik… Im Stile des sog. Imitatio-Prinzips habe ich als Novize meinem Schwiegervater beim Arbeits- und Tätigkeitsvollzug zugeschaut, der als Meister seinerzeit auch eine arbeits- und berufspädagogische Qualifizierung absolviert hatte. Das sog. Imitatio-Prinzip stellt eine Frühform der Meisterlehre dar, in der eine personifizierte Lehr-Lern-Beziehung die Grundlage bildet (derartige Formalisierungsstrategien lassen sich bis 4000 v. Chr. im alten Ägypten oder bspw. noch in mittelalterlichen Dombauhütten zurückverfolgen).

Weinbau ist zu allen Zeiten Ausdruck der Lebensfreude und Lebenskultur gewesen… Und nachdem wir nun drei Jahre einen Spätburgunder blance de noir (Bild oben rechts) mit speziellem Etikett (Schwarz: Wissen was man kann – Können was man weiß) für Partner/Partnerinnen, Kollegen/Kolleginnen und Freunde und Freundinnen hatten, werden wir in diesem Jahr einen neuen Wein abfüllen, welcher sodann als Dankesgruß und Geschenk zur Verfügung stehen wir.

Entweder es wird ein Grauburgunder oder ein Cuvée aus Grauburgunder und Chardonnay. Beide Sorten stammen aus dem Burgund und bilden eine gut anpassungsfähige Rebsorte. Gerade der leichte und halbtrockene Grauburgunder erweist sich als idealer Sommerwein.

https://schwarz-sci.de/2019/06/29/sommeredition-fuer-kunden-kooperations-partner-projektmitarbeiter-und-freunde/